In der klassischen Blechumformung zeichnet sich eine Kehrtwende ab: Tiefziehprozesse insbesondere für kleinere Bauteile können künftig ohne Schmierstoffe auskommen. Bislang werden zur Umformung von Blechhalbzeugen gewöhnlich mineralölhaltige Schmierstoffsysteme eingesetzt, um Reibung und Verschleiß während des Formgebungsprozesses zu minimieren. Wachsendes Umweltbewusstsein sowie das Bestreben nach effizienter und nachhaltiger Ressourcennutzung motivieren jedoch, den Einsatz von Schmierstoffen vollständig zu vermeiden. Dies bietet natürlich ökonomische Vorteile, da Applikations- und Reinigungsvorgänge wegfallen. Zudem wird die Prozesszeit um rund zehn Prozent verkürzt. Und nicht zuletzt ist das neue Verfahren sehr viel nachhaltiger, da der Einsatz von umwelt- und gesundheitsschädlichen Stoffen minimiert wird. Die zum Teil riesigen Waschanlagen, über die der Schmierfilm nach der Umformung wieder entfernt wird, werden überflüssig. Das alles spart Energie und Ressourcen.
Das Potenzial des sogenannten Trockentiefziehens kann jedoch nur ausgeschöpft werden, wenn die aus dem Schmierstoffverzicht resultierenden Herausforderungen bewältigt werden. Der direkte Werkzeug-Werkstück-Kontakt in der Trockenumformung führt zu steigender Reibung und erhöhtem Verschleiß der Werkzeuge, was eine fehlerfreie Bauteilproduktion limitiert. Im Vortrag werden deswegen Lösungen aufgezeigt, wie schmierstofffreie Umformprozesse durch den Einsatz maßgeschneiderter Oberflächenmodifikationen an Werkzeugen möglich werden. In diesem Zusammenhang werden verschiedene Oberflächentechnologien vorgestellt und hinsichtlich Einsatzverhalten, Potenzialen und Anwendungsgebieten verglichen.
