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Roboterinstallationen sprunghaft angestiegen

Wir stehen am Beginn eines Jahrzehnts des Wandels, nicht nur in der Fertigungsautomatisierung, sondern auch bei vielen professionellen Dienstleistungen. Der Wandel wird durch den Arbeitskräftemangel aufgrund des demografischen Wandels ebenso vorangetrieben wie durch die geopolitischen Spannungen, Unsicherheiten in der Lieferkette und wachsende Anforderungen an die nachhaltige Entwicklung. Vor diesem Hintergrund investieren Unternehmen massiv in Automatisierung, um ihre Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, ihre Widerstandsfähigkeit und Flexibilität zu erhöhen oder einfach nur, um mit der steigenden Nachfrage Schritt zu halten.

2021 war ein besonderes Jahr für die Robotikbranche: Die Installationen von Industrierobotern erreichten ein neues Rekordhoch. Zum ersten Mal überstieg die Zahl der Neuinstallationen die Marke von 500.000 Einheiten. Rund 517.000 Einheiten markieren ein neues Allzeithoch und übertreffen mit einem Plus von 31 Prozent das bisherige Rekordniveau von 2018.

Neuinstallationen von Industrierobotern 2016 - 2021 und 2022* - 2025* (Bild: World Robotics 2022)

Asien ist der weltweit größte Markt mit 381.000 installierten Einheiten, ein Plus von 38 Prozent. Auf den Kontinent entfallen 74 Prozent aller neu installierten Roboter. In Europa stiegen sie um 24 Prozent auf 84.000 Stück sowie in Nord- und Südamerika um 31 Prozent auf 51.000 Stück. Dort erreichten sie das Niveau von vor der Pandemie, ohne jedoch den Rekord 2018 zu übertreffen.

Neuinstallationen von Industrierobotern - die 15 größten Märkte (Bild: World Robotics 2022)

China ist mit Abstand der größte Markt und konnte seine Führung weiter ausbauen. Jeder zweite 2021 weltweit installierte Roboter landete dort. Die Installationen wuchsen mit beeindruckendem Tempo von 51 Prozent. China, Japan, die Vereinigten Staaten, Südkorea und Deutschland sind die fünf größten Märkte und decken nun 78 Prozent der Gesamtinstallationen ab.

Die Installationen nahmen in allen wichtigen Abnehmerindustrien stark zu, obwohl Unterbrechungen der Lieferkette und die Verknappung von Rohstoffen sowie verschiedene lokale oder regionale Herausforderungen die Produktion behinderten. Die Elektronikindustrie - seit 2020 der größte Abnehmer - wuchs um 24 Prozent auf 137 000 Einheiten im Jahr 2021 und deckt nun ein Viertel der Neuinstallationen ab. Trotz ihres enormen Wachstums von 42 Prozent auf 119.000 Einheiten blieb die Automobilindustrie mit einem Marktanteil von 23 Prozent zweitgrößter Kunde. Mit einigem Abstand folgt die Metall- und Maschinenindustrie mit einem Anteil von 12 Prozent und einem Plus von 45 Prozent auf 64.000 Stück. Der operative Bestand an Industrierobotern erreichte mit einem Zuwachs von 15 Prozent auf fast 3,5 Mio. Stück im vergangenen Jahr erneut einen
Rekordwert.

Weltweite Neuinstallationen von Robotern nach Industrie (Bild: World Robotics 2022)

Beeindruckendes Wachstum bei kollaborierenden Industrierobotern

Die Nachfrage nach kollaborativen Industrierobotern (Cobots) nimmt deutlich zu. Zum einen gibt es eine größere Auswahl an Cobots mit höherer Nutzlast und größerer Reichweite. Zum anderen entwickeln sich um die kollaborativen Industrieroboter herum Business-Ökosysteme, die als One-Stop-Shops dienen und nicht nur den Roboter selbst, sondern auch kompatibles Plug & Play-Zubehör wie Greifer und sogar Online-Applikationsersteller liefern. Zusätzlich zu den Arbeitsmodi, die einen mehr oder weniger gemeinsam genutzten Arbeitsbereich beinhalten, werden Cobots zunehmend für herkömmliche Aufgaben von Industrierobotern eingesetzt, insbesondere für Schweißanwendungen, bei denen sie sich durch ihre Benutzerfreundlichkeit auszeichnen. Dies führte zu einem Wachstum von 50 Prozent im Jahr 2021 auf 39.000 Einheiten und entspricht einem Anteil von 7,5 Prozent an allen installierten Industrierobotern, gegenüber 6,6 Prozent im Jahr 2020. Der anhaltende wirtschaftliche Aufschwung nach Covid-19-Pandemie bietet hervorragende Voraussetzungen für weiteres Wachstum.

Cobots und traditionelle Industrieroboter (Bild: IFR)

Industrie in Europa holt auf

Die Installationen von Industrierobotern in Europa erreichten 2021 einen Höchststand von 84.000 Einheiten (plus 24 Prozent), angetrieben durch ein starkes Wachstum in der allgemeinen Industrie (plus 51 Prozent), während die Nachfrage beim größten Abnehmer Automobilindustrie stabil blieb. Die Installationen in der Metall- und Maschinenindustrie, der zweitgrößten Kundenbranche in Europa, stiegen um 55 Prozent und decken nun 19 Prozent des Marktes ab.

Mit Deutschland stellt Europa ein Land unter den Top 5 und insgesamt fünf Länder unter den Top-15-Märkten (plus Italien, Frankreich, Spanien und Polen).

Deutschland ist mit einem Anteil von 28 Prozent der bei weitem größte Robotermarkt in Europa. Das Land weist die fünfthöchste Anzahl jährlicher Installationen weltweit aus, nach Südkorea, den Vereinigten Staaten, Japan und China. 2021 wurden fast 24.000 Einheiten installiert. Das entspricht einem Wachstum von 6 Prozent und ist die zweithöchste jemals verzeichnete Installationszahl (nach dem Höchststand 2018). Hauptabnehmerbranche ist die Automobilindustrie (38 Prozent Anteil), gefolgt von Metall/Maschinenbau (18 Prozent Anteil). Das Wachstum wurde von den allgemeinen Industrien in Deutschland angetrieben, insbesondere vom neuen Segment Low-Cost-Robotik. Es erfüllt die gestellten Anforderungen zu attraktiven Preisen.

Aussichten trotz Gegenwind positiv

Das Wachstum wird einerseits durch technologische Entwicklungen angetrieben. Roboter werden intelligenter durch KI und variabler im Einsatz. Andererseits steigt das Angebot an Robotern, insbesondere bei den kollaborativen Robotern, die direkt an der Seite des Menschen arbeiten. Und nicht zuletzt kann die flexible Automatisierung im Rahmen der Digitalisierung neue Produktionslayouts oder sogar neue Geschäftsmodelle abseits des traditionellen Fließbands unterstützen.

Die durch die Pandemie ausgelöste E-Commerce-Revolution im Verbrauchergeschäft beschleunigt sich weiter. Die Nachfrage nach hochgradig kundenspezifischen Produkten sowie der Trend zu einer variablen Produktion und geringen Stückzahlen nimmt zu. Die Diversifizierung der Kunden für die Automatisierung setzt sich fort. Intelligentere, kleinere und schnellere Roboter erschließen zudem weitere Kundensegmente für die Automatisierung.

Die Automatisierung kann den Arbeitskräftemangel ausgleichen, der sich durch den demografischen Wandel oder den allgemeinen Fachkräftemangel ergibt. Sie verringert auch den CO2-Fußabdruck der Produktion und stößt damit eine nachhaltige Entwicklung an. Der Roboter treibt eine verantwortungsvolle Industrialisierung voran, die Gesundheit, menschenwürdige Arbeit und verantwortungsvollen Konsum umfasst.

Wir erwarten, dass sich diese Trends und mit ihnen die Revolution der Fertigung im kommenden Jahrzehnt fortsetzen wird und gehen davon aus, dass der globale Robotermarkt bis 2022 um 10 Prozent und danach bis 2025 um durchschnittlich 7 Prozent pro Jahr wachsen wird.

Einbindung von Robotern in fortschrittliche Automatisierungsstrategien

Die Verbindung von Robotern mit anderen Maschinen und Programmen im Produktionsprozess macht die Anwender flexibler, um die Produktion bei Nachfrageänderungen schnell anzupassen. Auch die Produktivität der Mitarbeitenden in der Fertigung wird verbessert: Ingenieure, Techniker und Produktionsleiter können auf der Basis von Maschinenleistungsdaten schneller entscheiden.

Der IFR hat fünf gängige Szenarien identifiziert, in denen Roboter in umfassendere Automatisierungsstrategien eingebunden sind.

Der IFR hat fünf gängige Szenarien identifiziert, in denen Roboter in umfassendere Automatisierungsstrategien eingebunden sind. (Bild: IFR)

Das bietet höhere Präzision, Leistungsoptimierung, Planungsgenauigkeit und Kostensenkung – insbesondere durch die vorbeugende Wartung. Die rasanten Fortschritte bei Greifern, Sensoren und Bildverarbeitungstechnologien erweitern das Aufgabenspektrum von Robotern, wobei die Digitalisierung die Genauigkeit und Effizienz durch Leistungsrückmeldungen erhöht. Der Integrationsaufwand zwischen Maschinen und Softwareanwendungen im Produktionsprozess - Haupthindernis für vollständige Automatisierungsstrategien - kann erheblich verringert werden, da Programmierschnittstellen intuitiver werden und Kommunikationsprotokolle und semantische Rahmenwerke eine nahtlosere Kommunikation zwischen Systemen ermöglichen.

Weitere Informationen über IFR: https://ifr.org/

Einblicke in die genannten Statistiken: https://ifr.org/worldrobotics/

Autorin

 Susanne Bieller
Susanne Bieller

+49 69 6603-1502

IFR Internationale Föderation für Robotik

Generalsekretärin

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